ETF-Monitor. | Ein Jahr zum Abhaken.
Ernüchterung kehrte im Dezember wieder an die Börsen ein, nachdem es im Oktober und November so kräftige Erholungstendenzen gegeben hatte. Es überwogen deutliche Verluste an allen großen Märkten. Die übliche Jahresendrallye fiel aus. Die Ernüchterung wurde vor allem dadurch ausgelöst, dass die Notenbanken signalisierten, dass sie weitere Zinsanhebungen für nötig halten, um die Inflation zu bekämpfen.
So wurde die Hoffnung auf einen versöhnlichen Jahresausklang zunichtegemacht. 2022 wurde ein annus horribilis, ein überwiegend schreckliches Jahr mit Ukraine-Krieg, Inflation und Zinswende, das viele möglichst schnell abhaken wollen. Am stärksten erwischte es die Techwerte, das dem Nasdaq Composite einen Verlust von 33,1 Prozent bescherte. Dem stand der TecDAX mit 25,5 Prozent wenig nach. Aber auch die großen breiten Indizes mussten leiden. Der S&P 500 verlor auf Jahresbasis 19,4 Prozent, während der Dow Jones wegen mehr defensiver Aktien nur 8,8 Prozent verlor.
Auch für die Schwellenländer war es kein gutes Jahr. Der MSCI Emerging Markets verlor 22,4 Prozent. Ein Einflussfaktor dafür: China mit heftigen Lockdowns und starkem Wachstumseinbruch. Der Shanghai Composite reagierte mit 15,1 Prozent minus, leicht erholt durch den Schwenk in der chinesischen Coronapolitik im November. Japan und Europa kamen vergleichsweise glimpflich davon. Der Nikkei gab 9,4 Prozent ab, der Euro STOXX 50 11,7 und der DAX 12,4 Prozent.
Angesichts der Zinserhöhungen wurde es ebenfalls ein Schreckensjahr für die Anleihen, abzulesen an der Entwicklung des Bundfutures als synthetisches Maß für Bundesanleihen. Er verlor 22,4 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen, die Ende 2021 noch -0,18 Prozent betragen hatte, schloss auf 2,6 Prozent im Dezember.
Der Goldpreis hielt sich unter heftigen Schwankungen ganz gut. Am Ende stand nur ein Minus von 0,3 Prozent auf der Bilanz. Der Ölpreis, der 2021 noch um 50 Prozent nach oben geschossen war, erhöhte sich 2022 nur noch um 10,5 Prozent für die Sorte Brent. Der Euro, der im vergangenen Jahr zeitweise in Parität zum Dollar gehandelt wurde, konnte sich wieder berappeln. Unterm Strich bliebt aber noch ein Verlust von 5,9 Prozent.
Klar, dass es auch auf dem ETF-Markt hoch her oder besser tief runter ging. Am tiefsten wurde es für die Kryptowährungen, die bis 80 Prozent verloren. Ihnen folgte von den klassischen ETFs Russlandtitel mit 56 Prozent Verlust. Unter den Branchen fielen vor allem europäische Immobilienaktien auf, die 38 Prozent abgaben. ETFs mit langlaufenden Anleihen verzeichneten Rückgänge um 36 Prozent. Ihnen folgten diverse Technologiefonds, die um die 30 Prozent abgaben. Auch so zukunftsträchtige Themenfonds zum Beispiel mit Wasserstoffaktien litten in diesem Ausmaß.
Bei den Gewinnern waren Türkei-ETFs die große Überraschung, ein Plus von mehr als 100 Prozent. Das Land konnte offenbar trotz extrem hoher Inflation und extrem niedriger Zinsen als Brückenwirtschaft vom Ukraine-Konflikt profitieren. Auch wurde kolportiert, dass sich russische Oligarchen massiv eingekauft hätten. Angesichts der Energiepreisexplosion als Folge des Ukraine-Krieges und der Sanktionen gegen Russland profitierten Energie-ETFs, vor allem amerikanische, die um die 70 Prozent zulegen konnten.
Anlageklassen
Bei den Flows zeigte sich wiederum, dass Anlegerinnen und Anleger durchaus antizyklisch handeln, auch in der Krise. So erhöhten die Aktien ihr Nettomittelaufkommen auf Jahressicht um 50,4 Milliarden Euro, Anleihen um 33,1 Milliarden. Rohstoffe verloren netto 5,3 Milliarden Euro. Der Geldmarkt kam in den Genuss von 1,9 Milliarden Euro frischem Geld.
Nettomittelabflüsse
Verlierer waren im Dezember vor allem Euro-Staatsanleihen. Sie verloren 1,3 Milliarden Euro. Edelmetalle wurden trotz der jüngsten Kursavancen abgebaut, ein Rückgang um eine Milliarde Euro. Aus breiten Rohstoffkörben flossen 652,4 Millionen Euro ab. 496,3 Millionen Euro weniger waren es für US-Dollar-Unternehmensanleihen, 330,6 Milliarden für amerikanische Standard-Aktien.
Nettomittelzuflüsse
Wie sah es nun nach einzelnen Kategorien im Dezember aus? Auch hier wieder antizyklisches Verhalten bei Kursverlusten. Den globalen Standardaktien flossen 1,9 Milliarden Euro zu. 1,3 Milliarden waren es für globale Schwellenländer-Aktien. Energierohstoffe profitierten mit 1,1 Milliarden Euro, US-Dollar-Staatsanleihen ebenfalls mit 1,1 Milliarden. 609,6 Millionen Euro gab es für die Euro-Unternehmensanleihen.