ETF-Monitor. | Europa behauptet sich besser als Amerika.
Am 24. Februar jährte sich der Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, der auch die internationalen Börsen gehörig unter Druck setzte. Davon haben sich die Märkte allmählich abgesetzt und proben seit einigen Monaten die Erholung. So war es auch im Februar 2023, auch wenn es negative Ausreißer gab. Amerika machte sich wieder Sorgen um eine verschärfte Zinspolitik der Fed und die Gefahr einer Rezession. Europa ließ sich davon noch nicht anstecken und reagierte positiv auf schwache, aber verbesserte Wirtschaftsdaten und holte weiter auf.
So verloren der breite S&P 500 2,6 Prozent und der Nasdaq Composite 1,1 Prozent. Der Euro STOXX 50 beendete dagegen den Monat mit einem Gewinn von 1,8 Prozent, der DAX schaffte 1,6 Prozent. Auch Asien blieb im positiven Terrain. Der Shanghai Composite konnte 0,7 Prozent und der Nikkei 225 0,4 Prozent verbuchen. Wegen diverser Krisen in einzelnen Ländern wie Südafrika verzeichnete die Gruppe der Schwellenländer jedoch herbe Verluste von 6,5 Prozent.
Die Rohstoffpreise mussten teilweise heftige Abschläge hinnehmen. Kupfer verlor rund vier Prozent, der Goldpreis 5,3 und der Ölpreis für die Sorte Brent 0,7 Prozent. Die Zinsen zogen weiter an, nachdem die Notenbanken deutlich gemacht hatten, dass weiter Anhebungen nötig seien, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 2,6 Prozent nach 2,2 Prozent im Januar. Der Dollar konnte sich gegenüber dem Euro wieder etwas befestigen, ein Plus von 2,7 Prozent.
Bei den ETFs stach ganz ungewöhnlich die Türkei positiv heraus. Entsprechende Länderfonds erzielten im Februar 8,2 Prozent mehr, nachdem die Börse erst wegen der verheerenden Erdbeben Anfang Februar um 15 Prozent abstürzte und dann geschlossen worden war. Nach der Wiedereröffnung Ende Februar boomte der Markt. Zum einen profitiert die Türkei bekanntermaßen wegen Lieferungen von sanktionierten Waren nach Russland. Zum anderen ordnete Präsident Erdogan an, dass die Pensionsfonds zur Krisenbewältigung Aktien kaufen sollten. Das hatte offenbar funktioniert.
Aber auch europäische Branchen waren gut im Rennen. ETFs auf Banken profitierten mit Gewinnen von 6,2 Prozent, europäische Energiewerte von 5,4 Prozent. Überdurchschnittlich legte zudem der spanische Aktienmarkt zu. Um fünf Prozent ging es nach oben.
Auf der Verliererseite machte sich die Rohstoffschwäche bemerkbar. ETFs mit Goldminenwerten verloren rund 14 Prozent. Breite Metallkörbe gaben rund zehn Prozent nach. Negativ bei den Länderfonds stach Vietnam heraus. Dort belasteten eine Korruptionsaffäre und der Rücktritt des Präsidenten die Märkte. Um zehn Prozent verbilligten sich Fonds auf die sogenannten Brics-Staaten mit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
Anlageklassen
Diese Risikobereitschaft zeigte sich auch bei den Flows. Aktien konnten ihre Nettomittel um fast sechs Milliarden Euro erhöhen. Für Anleihen gab es nur 774,2 Millionen Euro und für Rohstoffe 765,7 Millionen. Aus dem Geldmarkt flossen 243,4 Millionen Euro ab.
Nettomittelabflüsse
Monatelang gesucht, schien die Luft aus amerikanischen Standardaktien zu entweichen. Sie verloren im Februar zwei Milliarden Euro an Nettomitteln. Aktien außerhalb der großen Standardindizes wurden gemieden, was einen Abfluss von 1,3 Milliarden Euro zur Folge hatte. Euro-Staatsanleihen litten unter der Aussicht auf weitere Zinsanhebungen und gaben rund eine Milliarde Nettomittel ab. Während bei den Rohstoffen Basismetalle gesucht waren, wurden Edelmetalle eher abgestoßen und verloren 961,3 Millionen Euro. Auch Anleihen außerhalb der Standardindizes waren nicht mehr gefragt, was ihnen ein Verlust an Flows von 807,7 Millionen Euro bescherte.
Nettomittelzuflüsse
Nach einzelnen Anlagekategorien gefiltert, standen im Februar vor allem globale Schwellenländeraktien im Fokus. Sie erhielten trotz oder wegen der Kursschwäche dieser Aktien netto 3,8 Milliarden Euro frisches Geld. 2,3 Milliarden Euro gab es für globale Standardaktien, 1,4 Milliarden für entsprechende europäische Werte. Da offenbar der Prozess der Zinsanhebung der Notenbanken weiterläuft, waren wieder Kurzläufer-Anleihen gefragt, besonders Euro-Corporate-Bonds. Ihnen flossen 888 Millionen Euro zu. Die Schwäche bei den Metallpreisen im Februar wurde bei Investoren für Kaufgelegenheiten genutzt. Diese Kategorie steigerte die Nettomittel um 864,1 Millionen Euro.