Kolumne Dr. Bernhard Jünemann |
Zeit für den Doppelpass

Um die Stabilität in Portfolios zu gewährleisten, gilt die Grundregel, unterschiedliche Anlageklassen zu nutzen. Gemeinhin sind das Aktien und Renten. Die Rentenpapiere bieten eine feste Verzinsung und damit Sicherheit, die Aktien die Chance einer höheren Rendite, aber unter der Gefahr heftiger Schwankungen.

Doch es gibt Zeiten, da funktioniert die Absicherung nicht so richtig. So war es 2022, als die Aktien heftig fielen und ebenfalls die Kurse der Rentenpapiere in die Knie gingen, bei Letzteren bis zu 15 Prozent, was im historischen Vergleich ziemlich heftig war. Der Grund dafür waren kräftige Leitzinserhöhungen durch die Notenbanken und gleichzeitig Sorgen um Inflation, Konjunktur und Unternehmensgewinne.

Doch jetzt hat sich die Großwetterlage geändert. Die Notenbanken, Fed wie EZB, haben begonnen, die Zinsen schrittweise zurückzuführen. Sinkende Zinsen helfen in der Regel den Kursen der Aktien, aber auch denen von festverzinslichen Wertpapieren, vor allem wenn sie längere Laufzeiten haben. Diese Wirkungen sind in Aktien- wie Anleihe-ETFs spürbar.

Seit im Sommer dieses Jahres die Zinssenkungen begonnen haben, haben die Aktien den Kursschock in Japan gut überwunden und streben aufwärts. Aber auch die Anleihe-ETFs zeigen in die gleiche Richtung. Indexfonds mit langlaufenden Papieren, zehn Jahre und mehr, haben sich um rund sechs Prozent seitdem verbessert.

Dieser Zinssenkungsprozess sollte angesichts zunehmender konjunktureller Risiken weiterlaufen. Mit anderen Worten: Anleihe-ETFs werden weiter Kursavancen machen können. Das gilt im Prinzip auch für Unternehmensanleihen, obwohl hier die Bonität und die Konjunktureinflüsse eine größere Rolle spielen. Auch sie haben seit diesem Sommer für ETFs mit gemischten Laufzeiten um rund drei Prozent zulegen können.

Besonders interessant scheint die Entwicklung bei den Geldmarktfonds, die ihr Volumen in den letzten Monaten gewaltig steigern konnten. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Banken haben sich teils trotz hohem Leitzinsniveau lange geziert, das Niveau der Tagesgeldzinsen entsprechend nach oben anzupassen. Und sie beginnen manchmal schon wieder, sie zu senken mit der Begründung, die Leitzinsen würden ja sinken. ETFs, die geldmarktnah mit kurzlaufenden Anleihen gestaltet werden, reagieren weiterhin positiv, auch wenn sich die Kursgewinne seit Sommer auf den ersten Blick mit einem Prozent bescheiden ausnehmen. Doch auf diesem Feld ist ein Prozent Kursgewinn bei einer Ausschüttungsrendite von bis zu zwei Prozent schon relativ viel.

Für Anlegerinnen und Anleger in ETFs ergibt sich daraus: Jetzt ist die Zeit für Doppelpässe, wie es im Fußball heißt. Die klassische Mischung zwischen Aktien und Renten ist wieder gefragt. Bei Aktien muss man bedenken, dass die konjunkturellen Risiken eher noch zunehmen. Da kann es jederzeit böse Überraschungen bei Geschäften und Gewinnen geben. Entsprechend willkommen ist eine stabile Entwicklung der Anleihen, die je nach Laufzeit gut zulegen sollten. Wer mit den Tagesgeldzinsen bei seinem Kreditinstitut unzufrieden ist, könnte das, was über die notwendigen Liquiditätsreserven hinausgeht, in Geldmarkt-ETFs anlegen. Es ist schon wie im Fußball: Die richtige Vorlage hilft beim Siegen.

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