Interview mit Dirk Ehrenheim |
„Stabilität in unsicheren Zeiten“

Dirk Ehrenheim ist bei der Förde-Sparkasse in Kiel für die Produktsteuerung zum Thema Sparen und Anlegen zuständig. Er erläutert, mit welchen Strategien man auch bei möglichen Rückschlägen gut aufgestellt ist und welche Rolle ETFs in diesem Zusammenhang spielen.

Sie bieten ein starkes Internetangebot sogar mit einem digitalen Beratungszentrum. Ist die klassische Beratung für die Geldanlage in den Filialen auf dem Rückzug?

Nein, wir haben ein Multikanal-Angebot. Natürlich ist die Filiale unsere DNA aus der Historie. Dort wird weiterhin klassisch beraten, und das ist unser Schwerpunkt. Aber ergänzend kommen unser Digitales Beratungs-Center und die Internet-Filiale hinzu. So erreichen wir auch Kundinnen und Kunden, die nicht mehr in Kiel wohnen. Außerdem haben wir Kundengruppen, die eine Art Selbstberatungslösung bevorzugen. Auch die bedienen wir. So kann jeder entscheiden, welche Art von Beratung er möchte.

Welche Rolle spielen dabei ETFs? Und für Sparkassen muss man natürlich auch fragen: Wie halten Sie es mit ETFs bei Ihren Eigenanlagen im Depot A?

Beginnen wir mit den Eigenanlagen. Dort arbeiten wir stark mit Aktien-ETFs, die in der Regel nachhaltig ausgerichtet sind. Diese Anlagen sind sehr langfristig angelegt, sozusagen mit einer Buy-and-Hold-Strategie, die auf den europäischen Markt konzentriert ist.

Und im Kundengeschäft? Wie sieht es da aus?

Im klassischen Kundengeschäft haben ETFs in den letzten Jahren in der Breite an Bedeutung gewonnen. Im Private Banking bieten wir seit längerem außer der Vermögensverwaltung auch eine aktive Depotbetreuung. Dort können Kundinnen und Kunden mitentscheiden. In beiden Bereichen sind ETFs inzwischen stärker vertreten. Im Retail-Mengengeschäft hatten wir früher ETFs nur auf Nachfrage von wertpapieraffinen Kundinnen und Kunden angeboten. Das hat sich inzwischen geändert. ETFs sind auf unseren Empfehlungslisten und werden bei entsprechendem Kundenbedarf aktiv angeboten.

Sind damit vor allem Sparpläne im Fokus?

Das Thema ETF-Sparplan hat klar an Bedeutung gewonnen, aber Kundinnen und Kunden fragen inzwischen gezielt nach ETFs, da das Thema in den Medien stärker diskutiert wird. ETFs werden neben klassisch gemanagten Fonds angeboten. Natürlich werden auch die Vor- und Nachteile beider Anlageformen abgewogen.

Gibt es bei der Sparkasse eine übergeordnete Anlagephilosophie? Das Depot A haben wir schon angesprochen. Da wird langfristig konservativ agiert. Doch wie ist das im Kundengeschäft?

Im Prinzip entscheiden Kundinnen und Kunden selbst darüber, was sie wollen. Aber wir diskutieren mit ihnen über Risikostreuung und Diversifikation. Unsere Philosophie zielt auf eine Kern- und Satellitenstrategie, in der langfristige defensive Anlagen den Kern bilden, ergänzt durch dynamischere Satelliten. Das bezieht sich nicht nur auf vermögensverwaltende Lösungen, sondern über alle Kundensegmente hinweg.

Wie wählen Sie ETFs aus? Es gibt ja unterschiedliche Anbieter, unterschiedliche Konditionen und unterschiedliche Replikationsmethoden.

Wenn wir mit der Replikation beginnen, dann bevorzugen wir die vollreplizierenden, physisch hinterlegten Fonds. Sicherheit geht bei uns immer gegenüber den Bestrebungen die besten Konditionen herauszuquetschen vor. Schließlich schauen wir auf die Fondsgröße. Sie darf nicht zu klein sein.

Der klassische Index dominiert das ETF-Angebot. Aber es gibt auch sogenannte Strategie-Indizes zum Beispiel mit Faktor-Investments. Greifen Sie zu?

Das muss ich mit Jein beantworten. Im High-End-Segment mit Private Banking und aktiver Depotbetreuung greifen wir zu. Dort nutzen wir Momentum-Strategien oder richten uns auf Dividendenstärke aus. Das gilt insbesondere für wertpapieraffine Kundinnen und Kunden. Im Retailgeschäft sind wir anders aufgestellt. Dort dominieren klassische breit ausgerichtete Indexfonds, wie zum Beispiel der MSCI World.

Wie sieht es bei Themen-ETFs aus? Künstliche Intelligenz scheint zurzeit en vogue.

Solche Themen werden in der Tat in der aktiven Depotbetreuung stark nachgefragt, aber auch Themen wie Wasser, Halbleiter und Cyber Security. Doch das sind immer nur Satelliten, keine Kerninvestments. Auch im Retail-Mengengeschäft werden solche Themen nachgefragt. Dort empfehlen wir breit aufgestellte aktive Fonds, bei denen das Management über spezielles Know-how verfügt.

Sie hatten Nachhaltigkeit im Depot A schon angesprochen. Ist das auch ein Thema breiter Kundengruppen?

Auch da wächst die Bedeutung, in Bezug auf aktive Fonds wie auf ETFs. Wir fragen auch immer die Nachhaltigkeitspräferenzen ab. Auch bei den ETFs bieten wir nachhaltig ausgerichtete MSCI-Varianten wie die Climate Change ETFs der Deka. Sie sind als Basisinvestments geeignet.

Wer an der Börse anlegt, braucht Risikokontrolle. Wie setzen Sie das im Depot A, aber auch im Kundengeschäft um?

Im Eigengeschäft ist für uns als Förde-Sparkasse wichtig, die Risikofaktoren regelmäßig zu bewerten. Wir machen Stresstests und analysieren die Volatilitäten. Wir agieren aber, wie schon gesagt, nicht taktisch. Rein – raus ist nicht unsere Strategie. Aber wir überprüfen von Zeit zu Zeit, ob ein ETF noch passt, und wenn nicht, verkaufen wir. Im Prinzip gilt das auch für das breite Kundengeschäft. Wir setzen verstärkt auf sehr breit aufgestellte vermögensverwaltende Lösungen, damit ist ein Höchstmaß an laufender Überwachung und eine schnelle Reaktion auf besondere Marktphasen gegeben. Auch Investitionen in ETFs finden hierbei Berücksichtigung. Für die Sparpläne funktioniert das Risikomanagement ja quasi automatisch durch den bewährten Cost-Average-Effekt.

Dirk Ehrenheim, Produktmanagement Wertpapiere der Förde Sparkasse
Die passende Depotstruktur steht im Vordergrund, um langfristig richtig aufgestellt zu sein.
Dirk Ehrenheim
Produktmanagement Wertpapiere der Förde Sparkasse

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation an den Märkten? 2022 gab es große Verluste, 2023 und 2024 sind die Kurse kräftig gestiegen. Auch 2025 hat furios begonnen. Werden Sie vorsichtiger?

Zurzeit laufen die Depot-Jahresgespräche. Dabei wird die Mischung überprüft. Wir empfehlen nicht jetzt auszusteigen. Die passende Depotstruktur steht im Vordergrund, um langfristig richtig aufgestellt zu sein. Vielleicht sollten aber der Immobilien- oder Rentenanteil etwas aufgestockt oder auch Rohstoffe mit Gold beigemischt werden, um für mehr Stabilität in unsicheren Zeiten zu sorgen. Auch wir haben keine Glaskugel. Freilich sollte man auf Rückschläge der Börsen immer gefasst sein.

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