Kolumne Dr. Bernhard Jünemann | ETFs – eine Idee setzt sich durch
Kaum zu glauben, dass es jetzt schon 25 Jahre her ist, dass die ersten ETFs an der Deutschen Börse eingeführt wurden. Zunächst waren das Indexfonds auf den Euro STOXX 50 und STOXX Europe 50. Emittent war damals Merrill Lynch. Fast ein Jahr später folgte ein DAX-ETF, der von der damaligen Tochter der Hypo-Vereinsbank, Indexchange, aufgelegt wurde.
Indexfonds waren eigentlich nichts Neues. John Bogle hat sie schon 1976 propagiert. Im Unterschied dazu bietet ein ETF, der auch als börsengehandelter Indexfonds bezeichnet wird, die ständige Handelbarkeit an der Börse. Auch sind ETFs in der Regel deutlich günstiger als klassische Indexfonds. ETF-Vorläufer gab es bereits 1990 an der Börse in Toronto. ETFs unter dem Namen Spider wurden ab 1993 in den USA gehandelt.
Als die ETFs in Deutschland eingeführt wurden, gaben ihnen viele Banken und Vermögensverwalter wenig Chancen. Es war die Zeit des Neuen Marktes mit heißen Aktien. Aber der ging kurz nach der ETF-Einführung in die Brüche und machte deutlich, welch hohe Risiken Einzelinvestments bargen. Außerdem hatten sich Anlagezertifikate etabliert, die ebenfalls recht kostengünstig waren. Aber sie waren Schuldverschreibungen, die bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten in die Insolvenzmasse eingingen. ETFs dagegen waren Sondervermögen, das im Falle einer Insolvenz des Emittenten geschützt war. Die Unterschiede wurden damals kaum beachtet. Aber als 2008 die Lehman Bank mit vielen Zertifikaten Pleite ging, war es ein großes Thema.
Ich selbst habe das Thema ETFs 2004 bei Börse Online übernommen, weil die Kollegen meinten, diese Anlageform sei etwas für ältere Herren, die nicht ständig Optionspreistheorien rauf und runterbeten könnten. Langweilig war es ganz und gar nicht. Der Markt entwickelte sich dynamisch. Mut machte mir die Prognose von Deborah Fuhr, damals bei Morgan Stanley: „Indexfonds werden zum Massenprodukt wie Computer – jeder wird sie nutzen.“
Der Markt war jung und in Bewegung. Heftig gestritten wurde damals über die Replikationsmethode, ob physisch oder Swap-basiert. Durchgesetzt hat sich dann klar die physische Methode, auch gefördert durch die Lehman-Pleite.
Indes behielt die Swap-basierte Abbildung ihre Berechtigung, vor allem weil Rohstoffindizes ohne sie nicht darstellbar waren. Ein Glaubenskampf ist das längst nicht mehr.
Privatanlegende taten sich anfangs schwer. Sie erhielten bei ihren Banken keine Beratung zu ETFs, eben weil keine lukrativen Provisionen damit verbunden waren. So wuchs das Geschäft mit den sogenannten privaten Selbstentscheidern überwiegend durch die Online-Banken, die auch schon früh ETF-Sparpläne auflegten. Hinzu kamen dann nach 2010 die Robo-Advisors, die mehr oder minder automatische Steuerung von Portfolios anboten. Die neueste Entwicklung sind Neo-Broker, die auch auf ETFs setzen und sehr günstige Konditionen bieten, allerdings ganz ohne jede Beratung. Inzwischen haben die traditionellen Banken und Sparkassen ETFs ins klassische Kundengeschäft und die Beratung aufgenommen.
Der langfristige Erfolg lässt sich an XETRA ablesen. Das war die erste Handelsplattform für ETFs in Europa und ist heute Marktführer. 2024 gab es 36 Emittenten von ETFs. Das ETF-Handelsvolumen erreichte im ersten Quartal 2025 mit monatlich 28,49 Milliarden Euro auf XETRA einen absoluten Spitzenwert. Im vergangenen Jahr waren es monatlich durchschnittlich noch 17,6 Milliarden Euro.
Aber jede Baisse kommt mal zum Ende, und wer ruhig und breit aufgestellt ist, profitiert wieder.
Wer auf ETFs setzt, investiert breit diversifiziert – nicht nur innerhalb von Indizes, sondern über Börsen und Länder hinweg. Wie wichtig das ist, zeigt sich aktuell wieder, seitdem Donald Trump die Märkte mit seinem Handelskrieg auf Talfahrt schickte. Es gibt schwere Verluste wie lange nicht mehr. Aber jede Baisse kommt mal zum Ende, und wer ruhig und breit aufgestellt ist, profitiert wieder. In diesem Sinne: Happy Birthday ETFs!